Wer nur einen Hammer hat, für den ist alles ein Nagel.

Abraham Maslov

Wenn das einzige Rezept gegen Ungleichverteilung und Ungerechtigkeit das stete Anheben des BIP ist, (Brutto Inlandsprodukt, das Geld-Maß für die wirtschaftliche „Leistung“ eines Landes, egal ob sie Nutzen oder Schaden stiftet) dann darf nicht wundern, wenn das Streben nach Wirtschaftswachstum zur Suche nach dem heiligen Gral wird.
Damit wird aber die Methode zum Ziel erklärt, wie etwa in den sogenannten Lissabon Zielen der EU. Dort hat man sich vorgenommen, basierend auf Innovationen und verstärktes Wachstum, zum stärksten Wirtschaftraum der Welt zu werden.
Wem diese „Stärke“ tatsächlich Nutzen bringt, darüber hat man sich schon länger nicht mehr den Kopf zerbrochen- Und auch nicht darüber, auf wessen Kosten dieses zusätzliche Wachstum geschehen soll.

Tatsächlich war Wirtschaftswachstum die Methode der Wahl für Europa nach dem 2. Weltkrieg, doch das Feuerwerk an Ressourcen, das Europa, die USA und Japan abgebrannt haben, um zu den mächtigsten Wirtschafträumen der Welt zu werden, ist nicht wiederholbar!
Nicht auf diesem Planeten.
In der Verschränkung von Ungleichheit und Begrenzung liegt die eigentliche Sprengkraft der Wirtschafts-Debatte

Die Konzepte der nachholenden Entwicklung, die heute noch die Nord-Süd- Beziehungen dominieren sitzen einem tragischen Irrtum auf.  Sie glauben auch im 21. Jahrhundert noch mit den Utopien des 19. Jahrhunderts Erfolg zu haben. Doch jede wirtschaftliche Weiterentwicklung heute muss mit Beschränkungen der Ressourcen rechnen und mit den Grenzen der Natur, mit Schäden umzugehen. Dies ist mit den überkommenen Produktions- und Konsummuster nicht vereinbar.

Ein zukunftsfähiges „Lissabon Ziel“  könnte lauten:

Der zukunftsfähigste Wirtschaftsraum der Erde zu werden, der im Stande ist, die Bedürfnisse aller seiner BürgerInnen in Frieden unter sich und in Frieden mit dem Rest der Welt innerhalb jenes Umweltraumes (Fußabdruckes) zu decken, der den Europäern global fair zusteht.

Das wären in 30 Jahren etwa 1,5 gHa, also die Hälfte dessen, das wir EU-Bürger heute in Anspruch nehmen. Damit ist diese Ansage deutlich stärker als die heutigen Lissabon Ziele.
Dieses Ziel erlaubt nicht nur Fortschritt, es verlangt sogar nach dramatischem, gründlichen und prinzipiellen „Fortschritt“.

Wir in der so genannten „Ersten Welt“ hätten nun erstmals die Chance, wirklich die Ersten zu sein, nämlich beim Einleiten der notwendigen Wenden hin zu einer sozial- und umweltverträglichen Entwicklung.

Einer zukunftsfähigen Entwicklung, die die Menschen dort einreiht, wo sie hingehören, als intergierte Teile eines globalen Ökosystems und als lokal verwurzelte, aber global denkende WeltbürgerInnen.

Vom Wert der Blumen­wiese

Unsere Wirtschaft vermittelt den falschen Eindruck von Wert.

Eine schöne Blumenwiese auf einer Alm ist praktisch wertlos, außer vielleicht für ein Liebespaar. Wird daraus eine Kuhweide, dann ist die Fläche schon ein wenig „wertvoller“.
Wir daraus der Parkplatz für einen Skilift, dann ist die Fläche ein vielfaches „wert“. Kann sich die BesitzerIn eine Genehmigung für eine Müll­deponie erstreiten, dann hat sie mit der Fläche eine wahre Goldgrube.

Mit jedem Schritt von der Blumenwiese zur Müll­depo­nie ist der wirtschaftliche Wert gestiegen. Bravo!