Menschen hatten immer das Gefühl, in ganz speziellen Zeiten zu leben. Der besten möglichen, der schlimmsten, oft beides zusammen. Aber unsere Zeit ist besonders, im Maßstab und in den Wirkungen, die die menschlichen Aktivitäten zeigen. Erstmals konkurrieren unsere Handlungen und deren Auswirkungen mit den Prozessen, die die Biosphäre ausmachen und sie als Ort bewahren, an dem Leben blühen kann

Edward O. Wilson

Ökosysteme am Limit

Wir sägen an dem Ast, auf dem wir alle sitzen.

Nur eine intakte globale Natur kann

  • das Klima stabilisieren,
  • uns die Luft zum Atmen und
  • das Wasser zum Trinken zum Nulltarif zur Verfügung stellen,
  • die Nährstoffkreisläufe schließen und
  • die Vielfalt der noch unentdeckten, genetischen Schätze bewahren.

All das setzt der Mensch durch Unachtsamkeit auf’s Spiel. Wie knapp die Natur vor dem Schach­matt steht, können wir nur ahnen. Aber viele messbare Parameter zeigen auf „Alarmstufe Rot„:

  • Das Artensterben hat Ausmaße angenommen, die Experten bereits mit den großen Auslöschungen durch Metoriten gleichsetzen.
  • Der Mensch hat massiv in alle großen Kreisläufe der Biosphäre, und sogar der Geosphäre eingegriffen. 
  • In manchen Flussdeltas machen die menschgemachten Schwermetall-Ablagerungen ein Vielfaches der natürlichen aus.
  • Chlororganische Gifte finden sich in den Eiern der Pinguine und in der Milch der Wale am Polarkreis.
  • Beim Kohlenstoffkreislauf verändert der Mensch „nur“ im Prozentbereich, was trotzdem bereits merkbaren Folgen in Form globaler Klimaveränderung zur Folge hat.
  • Beim Stickstoff- und Phosphatkreislauf macht der anthropogene (durch Menschen bedingte) Anteil bereits etwa 50 Prozent aus!

Systemforscher wundern sich, dass die „Natur“ überhaupt noch funktioniert. Technische Regelsysteme könnten mit solchen Störungen kaum fertig werden. Wohl am beunruhigendsten sind Berechnungen, die besagen, dass der Mensch bereits über ein Drittel der globalen Primärproduktion abschöpft.

Bei einer weiteren Verdoppelung würden wir den Planeten buchstäblich kahl fressen, den anderen Millionen Arten der Mitgeschöpfe praktisch nichts mehr überlassen.  Ökologisch gesehen ist der Mensch mit diesem Verhalten ein „Schädling.“ Wie die Natur mit exponentiell wachsenden Schädlingen fertig wird, ist ja leidlich bekannt. Noch jede Heu­schrecken­plage ist zu Ende gegangen!

Aber anders als Heuschrecken hat der Mensch die Kraft der Voraus­schau. Wir können und werden den Verfall der Ökosysteme, unserer Über­lebens­basis, stoppen. Denn eine Entwicklung wird im Einklang mit der Natur stattfinden. Oder gar nicht.

Millenium Ecosystem Assessment

Sechs mal so viel Wasser ist hinter Dämmen gestaut, als noch in den Flüssen frei fließen kann. Trotzdem sind 2 Milliarden Menschen von Wassermangel bedroht.

1.300 ExpertInnen haben im Auftrag der UN dieses und viele andere überraschende Ergebnisse zu­sam­men­ge­fas­st. Die Studie beschreibt den beunruhigenden Zu­stand der meisten Öko­sys­teme und erinnert zugleich an den enormen wirt­schaft­lichen Wert intakter Ökosysteme.

Die 3.000 Hektar des „wert­losen“ Muthurajawela Sumpfes in Bangladesh, „leisten“ beispielsweise jährlich einen Beitrag zur Kontrolle von Hochwasser im Gegenwert von 5 Millionen Dollar!

=> Mehr