Presseaussendung der Plattform Footprint mit WWF, Greenpeace, GLOBAL 2000
Erde am Limit: Am 13. August ist Welterschöpfungstag
Das weltweite Jahresbudget der Natur für 2015 ist bereits aufgebraucht
Wien/Oakland, USA, 12. August 2015 – Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) fällt heuer auf den 13. August. Damit wurde die Gesamtleistung der Natur auf unserem Planeten im Jahr 2015 in weniger als acht Monaten aufgebraucht. Ab morgen übersteigt der ökologische Fußabdruck der Menschheit die Biokapazität der Erde. „Die Menschheit entnimmt damit mehr Ressourcen aus der Natur, als diese jährlich erneuern kann, und hinterlässt mehr Treibhausgase, als die Erde nachhaltig verkraften kann“, so die Umweltschutzorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.
Das Global Footprint Network berechnet jährlich die auf der Erde verfügbare Biokapazität – das Potenzial der Natur, die entnommenen Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe abzubauen – und stellt es dem ökologischen Fußabdruck (Footprint) gegenüber, dem Maß für die menschliche Inanspruchnahme der Naturleistungen. Ist die Beanspruchung größer als der Nachschub, spricht man von einem „Overshoot“ – der ökologischen Überschuldung. Somit lebt die Menschheit ab dem 13. August bis zum Jahresende 2015 über ihre Verhältnisse – sozusagen auf Pump. Im Moment beansprucht die Menschheit bereits so viele Ressourcen, dass es 1,6 Erden bedürfte, um diese nachhaltig bereit zu stellen. Bei bestehenden Trends wird die ökologische Schuld um 2030 bereits einen ganzen zusätzlichen Planeten ausmachen.
„Diese Überbeanspruchung des Planeten zeigt sich schon heute in geplünderten Meeren, vernichteten Urwäldern, kaputten Böden, schwindender Biodiversität und allen voran im Anstieg des CO2 in der Atmosphäre. Dies ist der Beginn eines gefährlichen Teufelskreises, da der Klimawandel selbst wiederum Boden, Wälder, Meere und Artenvielfalt gefährdet“, warnt Barbara Tauscher vom WWF.Auch Österreich ist nicht auf zukunftssicherem Weg. Vereinbarte Ziele für Energieverbrauch und Klimaschutz werden seit Jahrzehnten verfehlt und langfristige Ziele über das Jahr 2020 hinaus fehlen zur Gänze. Statt einer Energie- und Verkehrswende im eigenen Land werden fragwürdige CO2-Zertifikate um Steuergeld erstanden. Auch um die Biodiversität ist es in Österreich nicht gut bestellt: Nach wie vor gehen jeden Tag 22 Hektar wertvoller Boden unter Asphalt, Beton oder Gebäuden verloren.
In Österreich war der global faire Anteil am Planeten bereits am 26. April aufgebraucht. Würde die gesamte Menschheit so ressourcenintensiv leben wie Herr und Frau Österreicher, wären drei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich.
„Ein weltweiter Bankrott der Natur hätte verheerende Folgen für alle Menschen“, so Bernhard Wohner von GLOBAL 2000. „Für jedes versäumte Jahr werden wir einen höheren Preis bezahlen müssen: Verschärfung bestehender Ungerechtigkeiten, Ressourcenkonflikte, Naturkatastrophen, Hunger, Kriege und auch immer mehr Flüchtlinge.“
Die Plattform Footprint fordert verbindliche Pläne, um den ökologischen Fußabdruck EU-weit auf ein nachhaltiges Niveau zu verkleinern – insbesondere durch Reduktion der CO2-Emissionen und ein Eindämmen des Natur zerstörenden Ressourcenverbrauchs auch bei nachwachsenden Rohstoffen. Um nicht länger in der Gruppe der Footprint- und Klimaschlusslichter zu verweilen, müssen in Österreich rasch die seit Jahren geforderten Rahmenbedingungen für Energiewende und Kreislaufwirtschaft geschaffen werden.
„Der globale Overshoot zeigt, dass wir längst nicht mehr innerhalb der natürlichen Grenzen unseres Planeten leben und das darf von der Politik nicht länger ignoriert werden“, warnt Adam Pawloff von Greenpeace. „Die Klimaverhandlungen in Paris Ende 2015 sind die Gelegenheit, hier global wirksame Maßnahmen zu beschließen. Allein die vom IPCC (UN-Klimarat) empfohlene Reduktion der CO2-Emissionen um 30 Prozent bis 2030 würde den Welterschöpfungstag im Jahr 2030 wieder in den September verschieben und damit einen unbedingt notwendigen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit setzen.“
„Solch ein Wendepunkt ist nötig und möglich. Er erfordert aber nicht nur ein Umdenken in der Politik, sondern auch in der Art, wie wir wirtschaften und wie wir konsumieren.
Jeder Einzelne kann sofort den Fußabdruck reduzieren. Auf www.mein-fussabdruck.at kann der eigene ökologische Fußabdruck berechnet, Verbesserungsmöglichkeiten analysiert, und wirksame, persönliche Schritte in Angriff genommen werden“, so Wolfgang Pekny.