Vernunft statt Verschwendung: Welterschöpfungstag am 28. Juli
Am 28. Juli 2022 ist die Menge natürlicher Ressourcen verbraucht, die der Planet im gesamten Jahr regenerieren kann. Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) ist bedrohlich früh, auch durch den weiterhin zu hohen Einsatz fossiler Energien.
Wetterextreme, Preisdruck auf Energie sowie Ressourcen-Knappheiten haben eine Gemeinsamkeit: Wir leben auf zu großem Fuß. Für ein gutes Leben aller Menschen auf der Erde müssen wir schneller ins Handeln kommen. Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2022 wieder die Ressourcen von rund 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5 Erden. Wenn wir innerhalb der ökologischen Grenzen bestehen wollen, sollte die Politik die Chance in Zeiten steigender Energiepreise ergreifen und den Turbo beim Ausstieg aus fossiler Energie zünden. Eine Menschheit, die innerhalb des ökologischen Budgets bestehen will, muss sich grundsätzlich verändern – den Weg dafür muss die Politik endlich vorgeben.
Obwohl die Folgen zumindest von der internationalen Politik längst bereits als Gefahr erkannt sind (Pariser Klimaziele und Vorgaben der SDGs (Sustainable Development Goals)), fehlen allerorts konkrete Maßnahmen und Umsetzungen. Das Ziel könnte sein: „Die gemeinsame Suche nach dem guten Leben für alle Menschen und im Einklang mit der Natur“, ohne den Menschen einen schwer verträglichen Ausnahmezustand aufzuzwingen. Dazu braucht es „design statt desaster“!
Mit Globalverstand müssen die Auswirkungen unserer Ressourceninanspruchnahme auf andere Menschen einbezogen werden. Auf Klimawandel und Earth Overshoot angewandt, begründet diese Haltung die Notwendigkeit, auch den eigenen Lebensstil, die Konsum- und Reisegewohnheiten zu hinterfragen und zu verändern, bevor uns dies durch einen schwer verträglichen Ausnahmezustand aufgezwungen wird. Am Beispiel Flugverkehr wird klar, dass es den sofortigen Wegfall von klimaschädlichen Subventionen braucht, aber es braucht auch die Menschen, die Freude daran haben anders zu reisen und nicht mehr in den Flieger steigen, auch wenn sie es sich leisten könnten.
Anstatt die Krisen in Massentourismus, Massentierhaltung, Automobil-Industrie, “fast fashion“… zu bejammern, gilt es jetzt die Chance für einen Strukturwandel zu nutzen. In der derzeitigen Lage steigender Energiepreise sind viele Menschen motiviert, die längst bekannten Energiespartipps anzuwenden. Gleichzeitig können die Preise fossiler Energie nur in einem verträglichen, aber dringend notwendigen Ausmaß ansteigen, wenn konsequente Sozialpolitik und Umverteilung rasch vorangehen. Weder ärmere noch besonders reiche Bevölkerungsschichten können vom Klimaschutz ausgenommen werden. Nur wenn möglichst viele mithelfen, dient das auch dem Schutz von Menschen, Natur und Klima.
Doch die Realpolitik ist nach anfänglichem Mut gerade dabei, und strebt ein „zurück zur Normalität“ an! Wiederherstellung des Zustandes vom Jänner 2020 gilt nun als “wirtschaftlich wünschenswert”. Doch schon dieser Zustand war weder ökologisch nachhaltig, noch sozial fair, noch wirtschaftlich zukunftsfähig…!
Es fehlt noch an einem globalen Verstand, die Welt als das zu verstehen, was sie geworden ist: ein überlastetes Raumschiff durch Überkonsum! Unsere Erde stößt immer mehr an ihre Belastungsgrenzen. Die eskalierende Klimakrise, die Ausbeutung der Urwälder, der weltweite Verlust der Artenvielfalt, die leergefischten und sauren Meere sowie die ausgezehrten Böden sind nur verschiedene Symptom der gleichen Ursache: Der Planet Erde ist zu klein geworden, zumindest für die Konsumgewohnheiten der ‚weltweiten KonsumentInnen‘. Und eben längst auch für die bisherigen Methoden von Wirtschaft und Politik.
Wir brauchen von der Politik eine klare Weichenstellung, dass nicht mehr Naturleistung verbraucht wird, als vorhanden ist.
Im Zusammenhang mit Naturleistungen (Biokapazität) ist es besonders wichtig, auch die Begrenztheit nachwachsender Ressourcen zu verstehen. Gerade bei uns in Österreich wird von der Politik gerne auf die Chancen der sogenannten Bioökonomie verwiesen. So wünschenswert es wäre, alle Materialien und dazu sehr viel der benötigten Energie aus nachwachsenden Quellen zu decken, so unmöglich ist dies in einer physisch begrenzten Welt.
Fruchtbare, bioproduktive Flächen wie Wälder, Wiesen und Äcker haben neben ihrer Fähigkeit, aus der Kraft der Sonne Nahrung, Baustoffe oder Treibstoffe zu erzeugen auch unersetzliche Funktionen im globalen Ökosystem, für die Artenvielfalt und für den Kohlenstoff-Kreislauf, der für das Gleichgewicht im Klimasystem von zentraler Bedeutung ist.
Nicht selten ist die Nutzung von Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen längst kontraproduktiv zu den internationalen Zielen einer Nachhaltigen Entwicklung.
Eine aktuelle Studie des IFEU zeigt, dass die Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen zur Energie-Gewinnung deutlich mehr Schaden als Nutzen bringt, eine Einsicht die sich in keinster Weise mit den aktuellen politischen Zielen in der EU in Einklang bringen lässt.
Ähnliches gilt auch für die Nutzung von Wäldern. So toll Holz als Baustoff, Rohstoff und auch Energie-Träger auch sein mag, es gibt einfach bei weitem nicht genug davon auf der Welt. Siehe dazu die aktuelle Studie „Alles aus Holz?“, erstellt von WWF und der UNI Kassel.
Um mit den sehr begrenzten, dafür aber nachhaltig verfügbaren Naturleistungen auszukommen, bedarf es anderer Rahmenbedingungen und konkreter Maßnahmen, die wirksam, aber für Unternehmen planbar, die konsequent, aber für Menschen gestaltbar sind – mit dem Ziel, ein friedliches und zukunftssicheres Leben zu gestalten, damit wir nicht länger auf Kosten zukünftiger Generationen leben.
Wir bitten sich wiederholende Textpassagen zu Vorjahren zu entschuldigen. Leider müssen wir erneut – auf genau die gleiche Problemlage – hinweisen. Auf einen allumfassenden Kurswechsel und die Möglichkeit der Plattform Footprint den Fokus auf noch ausständige Einzelmaßnahmen zu legen, freuen wir uns.
Wir arbeiten dran!
-> Vorankündigung: HERBST 2022 wird es einen NEUEN Fußabdruck Rechner geben!
Neben Updates auf aktuelle Erfordernisse (z.B. Abfragen auch nach eigener PV Anlage, E-Mobilität, Klimaticket, Streaming-Verhalten), wird der Rechner neben der bisher angebotenen Maßzahl des Ökologischen Fußabdrucks auch den sogenannten Klimafußabdruck, auch Carbon Footprint genannt anzeigen und die Unterschiede und Zusammenhände der beiden erklären.
Link zur Presseaussendung + Anhang (Hintergrundinfo) + Grafik
Weiter Hintergrundinformationen aus dem Archiv (Overshoot2019 = Overshoot 2021 = Overshoot 2022 + 1 Tag)
Konkreter Vorschlag an die Bundesregierung findet sich im Lebensmanifest!
Bildungsmaterialien der Plattform Footprint für LehrerInnen zum freien Download: https://www.e-co-foot.eu/