Du hast die Uhr, wir aber haben die Zeit.
Afrikanischer Häuptling zu einem kolonialen Besucher
Wie gewonnen so zerronnen
Wir messen die Zeit in Jahren und Tagen, in Minuten und Stunden, in Hundertstel und Jahrhunderten, nun auch in Nanosekunden und Jahrmillionen. Und werden der Zeit trotzdem nicht Herr.
Sie zerrinnt uns allzu oft zwischen den Fingern:
- Für Handlungen, die wir nur tun, um endlich Zeit zu haben.
- Um dann das zu tun, was wir wirklich wollen.
Brachte der Fortschritt wirkliche Zeitersparnis?
- Wir bewegen uns immer schneller fort, mit Auto, Bahn und Flugzeug und verbrauchen doch genau so viel Zeit für Mobilität wie unsere Großeltern.
- Wir „sparen“ Zeit durch Geschirrspüler, Wäschetrockner, elektrische Garagentore oder das Mobiltelefon und merken nicht, dass wir dabei immer mehr Zeit benötigen all diese „Zeitsparhilfen“ zu verdienen.
Dabei kann die Zeit bei ungeliebten Tätigkeiten quälend langsam verrinnen, während sie uns in den Momenten der Freude viel zu rasch vergeht. In Wirklichkeit verrinnt die Zeit immer gleich schnell, und es liegt an uns, jede Minute zu genießen. Unsere Zeit ist viel zu begrenzt, als dass wir sie mit Unwichtigem verplempern sollten.
Sich der Endlichkeit der eigenen Zeit bewusst zu werden hilft uns die Zeit bewusster zu nutzen: zum Genießen, zum Lernen, zum Freude bereiten, zum Mensch sein.
Viele würden gerne aus der Tretmühle des gehetzten Alltags aussteigen, ihre Arbeitslast reduzieren, mehr Zeit haben. Aber unser System erlaubt das nicht. Die Arbeit, die Schule, die Kinder, die Eltern, alles „raubt“ uns Zeit. Uns bleibt nicht einmal die Zeit, das zu ändern.
Die üblicherweise gedachten Auswege sind entweder wenig wahrscheinlich oder wenig attraktiv:
- Aussteigen, eine Insel kaufen, wenn man endlich im Lotto gewonnen hat.
- Aufgeben, ins Kloster gehen oder als „Sandler“ enden
Es ginge auch anders. Wir könnte als Gesellschaft insgesamt weniger Arbeiten, weniger Wachsen, weniger Haben, dafür mehr sein. Wir könnten beginnen den Druck rauszunehmen und zu „entschleunigen„.
Wir leben etwa 2.300 Millionen Sekunden
Das ist viel und zugleich wenig. Wenn wir jede Sekunde unseres Lebens einen Euro zur Seite legen, wären wir am Ende unseres Lebens nicht annähernd so reich wie die Reichsten der Welt.