Ergänzung mit Globalverstand zum Appell an die Bundesregierung zum Nutzen der Chancen in der Krise und dem LEBENSMANIFEST in der Aussendung vom österr. Chapter des Club of Rome am 22.04.2020 dem internationalen „Earth Day“.
von Wolfgang Pekny, Erik Pekny und Michael Schwingshackl

Corona-Virus: Die Chancen in der Krise mit Globalverstand

Was machen wir aus dem „Herzinfarkt der Konsumgesellschaft“?

(=> Direkt zu den konkreten Forderungen)

Für den Menschen ist ein Herzinfarkt oder ein ähnliches lebensbedrohliches Ereignis immer ein einschneidendes Erlebnis. Manche Menschen sehen das Unheil kommen, fühlen sich seit langem nicht im Gleichgewicht, werden aber durch ein ständig beschleunigendes Umfeld weiter getrieben – machen zu wenig vom Richtigen und zu viel vom Falschen! Es gibt aber auch Menschen die gar nichts bemerken, bis sie der Körper eines Besseren belehrt.

Der Corona-Virus hat uns als Gesellschaft ein solches höchst unangenehmes Erlebnis beschert. Wir liegen also schon im Spitalszimmer und stellen fest, dass wir – AB JETZT- mehrere Optionen haben.

Wir könnten, sobald wir das Krankenhaus verlassen dürfen, wieder genauso weitermachen wie bisher. Versuchen die verlorene Zeit, die wir im Krankenbett verbringen mussten, aufzuholen. Mehr in unseren Tag zu stopfen, damit wir möglichst alles und noch ein bisschen mehr unterbringen. Jedenfalls ist unser Ziel: zurück zur Lebensweise von zuvor.  Eins steht somit fest: Es wird wieder krachen. Wenn wir Glück haben, landen wir wieder in der Notaufnahme, haben also noch eine Chance. Ohne Glück wird diese Normalität zur Ursache unseres endgültigen Erliegens.

ODER, wir wollen unser Leben – AB JETZT – auf stabilere Beine stellen und unsere Lebensqualität konsequent verbessern. Nichts weniger als die grundsätzliche Änderung unsers Lebens steht uns bevor, und wir haben die große Chance es neu zu gestalten. Die Erkenntnis, dass „die Normalität“ das Problem unserer Lebenskrise war, hat unser Leben gerettet.

Welches Ziel verfolgen wir also, wenn die „Corona-Krise“ überstanden ist?

Wir sind selbstverständlich nicht in der Lage, den Ernst der Bedrohung durch den Virus zu beurteilen, wir können weder vertrösten noch entwarnen, noch wollen wir uns ein Urteil über die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen anmaßen.

Wir sehen es aber als dringend geboten, daran zu erinnern, dass der Virus und die Situation, in der wir uns befinden, an der schon bis dahin konstatierten Schieflage der Welt nichts geändert hat. Die Hauptrisikofaktoren bleiben die gleichen.
An der Ausbeutung von „Mensch und Natur“ hat sich nichts geändert!
An den Gefahren durch den Klimawandel hat sich nichts geändert!
An Hunger, Leid und Krieg hat sich nichts geändert!
An der sozialen Schieflage und der ungerechten Vermögensverteilung hat sich nichts geändert!
An der Überforderung der Mehrzahl der Menschen hat sich nichts geändert!

Ausgerechnet das kleinste Wesen der Natur, ein Corona-Virus hat der „Krone der Schöpfung“ eine Nachdenkpause verordnet.   

Die Umwelt atmet etwas auf! Sauberere Luft durch Straßen-Verkehrsberuhigung, ruhigere Nächte durch weniger Flüge, klarer Himmel, …
Der Earth Overshoot Day ist seit 50 Jahren noch nie so stark Richtung Jahresende gerutscht.  Doch Grund zur Freude ist dies noch keiner!

Wir mussten einen sehr hohen Preis dafür bezahlen, weil wir die notwendige Wende nicht selbst herbeigeführt, sondern „aufgezwungen“ bekommen haben. Nicht die Steigerung der Lebensqualität, nicht der Umstieg auf naturverträgliche erneuerbare Energien, nicht das Schließen der wirtschaftlichen Kreisläufe zum Schonen der Ressourcen hat dazu geführt, sondern eine Katastrophe, die sich niemand wünschen möchte.

Antreiben sollte uns nicht die Not, sondern das Ziel:  Ein gutes Leben für Alle, ein bestmögliches Gelingen zwischenmenschlicher Beziehungen und ein Handeln im Einklang mit der Natur.

Und nun wird diskutiert, noch mehr Geld (Kraft) in den Neustart der Wirtschaft zu stecken – in den erneuten Herzinfarkt!? Zurück zu eigentlich unhaltbaren Zuständen wie Massentierhaltung, Massentourismus, Massenverkehr, Massenproduktion, Massenabhängigkeiten, Finanzmassen-Akkumulation …

Oder Aufbruch in eine Gesellschaft, in der Wohlbefinden das höchste Ziel sein darf. In der wir uns auf die Suche nach einem Leben innerhalb der physischen Grenzen unseres Planeten machen, welches nicht auf dem Rücken anderer Menschen ausgetragen werden muss.

Wir sollten also versuchen End shutdown UND End Overshoot zu vereinen.
Die Chancen für eine fundamentale Änderung unseres Lebensstils waren noch nie so groß – Der erste Schritt kommt aber nicht automatisch!

Was in jedem Fall hilft ist die Analyse unseres Lebensstils.

Das Gute Leben, auf leichtem Fuß, mit einem global verträglichen Fußabdruck …

…erfordert persönliche und systemische Veränderungen!

Ihren persönlichen Fußabdruck und notwendige Veränderungen können sie im Fußabdruckrechner erarbeiten. Entsprechend der 5F-Regel können bis zu 80% des persönlichen Fußabdrucks eingespart werden. Was – für uns ÖsterreicherInnen im Ausmaß etwa des fairen Anteils – bleibt, ist der so genannte „graue Fußabdruck“. Unter „Grauem Footprint“ versteht man die Anteile am Footprint, die nicht eindeutig den einzelnen Menschen zugeordnet werden können. Dazu zählen Errichtung von Gebäuden und Infrastruktur (die über viele Jahrzehnte aufgeteilt werden sollten) sowie allgemeine Dienstleistungen (Bildung, Kultur, Gesundheitswesen, Militär, Verwaltung, …).

Da Daten für die gezielte persönliche Zuordnung im Moment noch fehlen (sollten wir jetzt mit einfordern!) oder in vielen Fällen eine sinnvolle Zuordnung gar nicht möglich wäre, wird dieser Anteil gleichmäßig auf alle BürgerInnen aufgeteilt.

Der große Anteil des Grauen Fußabdrucks ist ein Hinweis darauf, dass es nicht allein – als „Klima-Mönch“ – sondern nur gemeinsam, als Kollektiv möglich sein wird, eine Gesellschaft zukunftsfähig zu gestalten.
Dies ist ein weiterer Appell an gemeinsames politisches Handeln.

Die Wirkung und Macht jedes Einzelnen und die scheinbar unüberwindbare Hürde des „Systems“ sind nur auf ersten Blick unvereinbar.

Denn auch wenn wir als Individuen scheinbar keinen Einfluss darauf haben, wie viele zusätzliche Autobahnkilometer wir errichten, oder ob unsere Abgeordneten mit dem Flugzeug oder der Bahn nach Brüssel reisen, so könnten wir als demokratische Gesellschaft selbstverständlich entscheiden, weniger Autobahnen zu bauen, das Bundesheer zu verkleinern, in den Spitälern nur Ökostrom zu verwenden oder die amtliche Vielfliegerei einzudämmen.

Nur eine faire Welt kann dauerhaft eine friedliche Welt sein, und nur eine friedliche Welt kann auch eine zukunftssichere Welt sein. (Mehr zum „globalen Gesellschaftsvertrag“)

Konkretisierung der vier Ebenen der Solidarität und der Forderungen an die Politik:

Der Appell an die Bundesregierung ist notwendigerweise ein Kompromiss, der versucht, für viele Bereiche der Gesellschaft anschlussfähig zu bleiben…

Nach vielen Jahrzehnten des Kampfes für eine nachhaltige und sozial faire Welt haben wir in vielen Punkten auch schon konkretere Visionen entwickelt.

Wir beschreiben hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, und ohne Inanspruchnahme der alleinigen Wahrheit, eine Konkretisierung der Maßnahmen unter Einsatz eines breiten Globalverstands.
Die Autoren freuen sich auf den daraus entstehenden und dringend notwendigen Diskurs.

Im Konkreten erfordert das Realisieren der vier Ebenen der Solidarität, uns zuerst mal folgende Fragen zu stellen:

Wer verbraucht unsere Welt?

-> faireres Teilen von Ressourcen und Senken

Ein knappes Viertel der Weltbevölkerung verbraucht drei Viertel aller Ressourcen und überlastet drei Viertel aller Senken*. In der globalen Gerechtigkeitsfrage geht es um ein gerechteres Aufteilen des Planeten Erde. Es geht darum, die absoluten Grenzen anzuerkennen, in

  • Politik,
  • Wirtschaft und
  • Lebensstilen.

Es geht darum, den Ressourcen- und Senken-Bedarf aller Länder auf ein global verträgliches Maß zu reduzieren. In salopper Art lässt sich der kategorische Imperativ einer globalen Ethik wie folgt darstellen:

Unsere „Freiheit“, einen beliebigen Lebensstil zu wählen, endet dort, wo unsere Lebensart das Leben anderer unter jede Menschenwürde beschneidet.

Diese Maxime umzusetzen heißt, bei uns ein Schrumpfen des Konsum – zumindest der Inanspruchnahme von Ressourcen – anzustreben.  Doch wie sollen wir dem Zwang zu wirtschaftlichem Wachstum, der Gier nach Mehr, dem Teufelskreis der kurzsichtigen Politik für kurzsichtige WählerInnen entkommen?


* Senken sind jene Orte und Leistungen in der Natur, in denen die Rückstände menschlichen Handelns (z. B. Müll, Schadstoffe, CO2 etc.) landen. Manchen Senken können diese Hinterlassenschaften wieder in den natürlichen Kreislauf zurückführen. Doch auch diese sind begrenzt. Viele giftige Stoffe reichern sich bloß an und sind für natürliche Kreisläufe schädlich.

Wer schuftet hier – Für was überhaupt?

-> faireres Teilen von sinnvoller und notwendiger Arbeit

Das neue politische und gesellschaftliche Ziel könnte lauten: „Wir befreien uns von der Arbeit – weniger Arbeit für alle! Auch in einer von uns angestrebten „Halbtagsgesellschaft“ wird notwendige Arbeit natürlich zu verrichten sein, und dabei fair verteilt werden. Nach getaner Arbeit zum Aufbau, Erhalten und Steigern der Lebensqualität aller Menschen haben wir mehr Zeit, um das Leben zu genießen. 

Wieder genug Zeit zu haben, eine faire, friedliche und ökologisch stabile Welt ganz ohne Fossilenergie und ohne schlechtes Gewissen bereisen zu können, mit modernsten, windgetriebenen Schiffen ferne Länder und andere Kulturen kennen zu lernen, sich mit gleichberechtigten Mitmenschen ohne Grenzen austauschen zu können …

…muss keine naive Vision von Träumern bleiben.

Wir waren noch nie so nahe an einer Welt, in der wir gerne Leben würden – theoretisch. Wir stehen uns nur selbst im Weg.

Mehr zum Thema:

Wer bereichert sich hier?

-> faireres Teilen von Besitz und Vermögen

Wer rasche Veränderung will, bräuchte nur den Zorn der Besitzlosen, Betrogenen und Ohnmächtigen befreien! Oder jedem Menschen erklären wie das aktuelle Geldsystem „funktioniert“. Wer aber friedvolle Veränderung will, muss auch an die Verantwortung der Konsumierenden, der Besitzenden und Mächtigen appellieren.

Egal auf welchem Niveau der ungleichen Verteilung wir uns jetzt befinden und auf welche eindeutige Entscheidungskriterien zur Umverteilung wir uns einigen: Wir sollten kontinuierlich an der Schließung der Schere zwischen Arm und Reich, vermögend und nicht vermögend, Besitz selbstvermehrend und mittellos arbeiten.

Der extreme Reichtum einiger weniger hat in Österreich astronomische Ausmaße erreicht: Das reichste 1 Prozent in Österreich besitzt über 40 Prozent des gesamten Privatvermögens. Die 40 reichsten Familien des Landes besitzen je über 1 Milliarde Euro. [Attac Newsletter 08.04.2020] Mehr dazu bei attac

Deshalb braucht es in Zukunft also konkrete und nachweisbare Ströme von „Oben“ nach „Unten“, die das Ziel verfolgen, eine Welt zu gestalten in der es keinen Sinn mehr macht, mehr oder weniger als Andere zu besitzen. Entscheiden über den Wohlstand der Menschen werden andere Werte. Unmöglich?

Historisch gesehen wurde „top down“ auch gesellschaftliche Veränderungen eingeleitet oder vorangetrieben. Das philosophische Gedankengut der Aufklärung, zum Beispiel, führte zum Wandel in den Rechtsauffassungen und der allgemeinen Wahrnehmung. Die Abschaffung der Sklaverei per Gesetz, Frauenwahlrecht oder Gleichstellung in vielerlei Aspekten sind zum Teil sogar gegen Widerstände in großen Teilen der Bevölkerungen in Angriff genommen worden.

Genauso müssen wir jetzt die nächsten Schritte zur Vermögensumverteilung verankern, im Idealfall bis hin zum Automatismus.  Außerdem gilt es, des Ansehens jener „Reichen und Mächtigen“ zu steigern, die pro aktiv die Umverteilung einfordern und mehr tun als was der status quo verlangt.

In der derzeitigen Corona Krise bedeutet das: Es braucht klare Bedingungen für all jene, die Hilfsgelder erhalten. Hilfestellung für Individuen vor Rettung von Unternehmen bzw. Produkten und Dienstleistungen, die keinen wesentlichen Beitrag am Gemeinwohl leisten und deswegen nicht krisensicher sind – und niemals sein werden.

„Gemeinwohl-Ökonomie“ bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist. Sie ist ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene. Mehr zur Gemeinwohlökologie

Wer darf hier bestimmen?

-> fairere Teilhabe an Entscheidungen

Es braucht mehr lokale Selbstbestimmung und Chance auf Beteiligung an globalen Regeln, neue Formen der Konsensfindung, mehr Instrumente der Direkten Demokratie, …

Politik basiert auf Aufklärbarkeit und Einbeziehung der WählerInnen! Stützt sich aber je nach Fragestellung auf Expertenräte welche beispielsweise durch einen Weisenrat (inkl. Vertretung der nächsten Generationen etc.) ihre finalen Entscheidungen finden.

PolitikerInnen sind Dienstleister in einer partizipativen Gesellschaft!

Zu den Forderungen des Apells an die Bundesregierung:

Forderungen

  • Festhalten am Ziel der Klimaneutralität bis 2040 (wie im Regierungsprogramm festgeschrieben)

Das bedeutet:

  • Halbierung der THG-Emissionen bis 2030
  • oder mind. 5% pro Jahr ab 2020 (inkl. Corona Shutdown als wertvolle Starthilfe).

Die kurzfristig wirksamste wirtschaftspolitische Maßnahme wäre eine vollständige Kostenwahrheit

Diese kann erreicht werden durch eine ökologische Steuerreform mit Kostenwahrheit für Energie und Ressourcen; das heißt, beispielsweise fossile Energie und Flugverkehr werden entsprechend ihrer negativen Auswirkung für alle besteuert.
Für Fleisch und tierische Produkte sollte ebenfalls durch solche Besteuerung Kostenwahrheit herrschen. 
Außerdem braucht Kilometerbezogene Maut für alle Fahrzeuge auf allen Straßen, …

Was es weiters braucht ist ein Monitoring, das den halbjährlichen oder jährlichen Fortschritt bzw. die Zielerreichung im Auge behält. Weichen wir vom gesetzten Ziel ab, muss sofort gehandelt werden bis die Datenlage die Erreichung der Ziele wieder ermöglicht.

Die angestrebte Klimaneutralität bezieht sich auf das Territorialsprinzip, also jene THG Emissionen, die innerhalb der nationalen Grenzen emittiert werden. Damit die Klimaneutralität von Österreich zur Klimaneutralität der ÖsterreicherInnen (dem Konsum der ÖsterreicherInnen) wird, muss das im Regierungsprogramm festgeschriebene Ziel der Klimaneutralität auf eine konsumbasierte Betrachtungsweise erweitert werden. Damit kann eine Verlagerung von Emissionen in Drittstaaten, durch simples Auslagern der Produktion und anschließendes Importieren der Produkte, verhindert werden. Außer die Klimaneutralität wird zum Ziel aller Nationen, konsequent umgesetzt und dies im gleichen zeitlichen Rahmen – wäre ein wünschenswerter Ansatz.

Reduzierung des Ökologischen Fußabdrucks und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen durch Kreislaufschließung

Die Reduktion des Ökologischen Fußabdrucks auf ein global verträgliches Maß muss als Ziel in das politische Programm aufgenommen und entsprechend gemonitort werden.
(Siehe Overshoot Day 2019)

Weiters müssen Rahmenbedingungen für Energiewende und Kreislaufwirtschaft geschaffen werden. Dabei müssen zumindest die 4 Säulen der ökologischen Nachhaltigkeit in Einklang gebracht werden.Mehr dazu

Unternehmen können in der Regel sehr gut mit Rahmenbedingungen umgehen, außer sie ändern sich schlagartig. Zusätzliche Kosten für alles was Schaden verursacht, Besteuerung von Müll oder Emissionen, hohe Strafen für geplante Obsoleszenz etc. müssen umgehend und in wirksamer Höhe implementiert werden ABER planbar sein. Dann werden die Besten und Findigsten auch weiterhin bestehen, nicht aber jene, die Profit nur auf dem Rücken von Natur und Menschen machen. Denn diese sind –immer schon – wieder verschwunden…

Damit dies gelingt, müssen die für den Wiederaufbau der Wirtschaft vorgesehenen Mittel in folgende Transformationspfade investiert werden:

  • Soziale Ökologisierung des Geld- & Steuersystems inklusive

Weiterführende Links: Andere WirtschaftGemeinwohlökologieattac

  • CO2-Zertifikate mit einem Preis von mind. 300 €

Vorerst nur eine Stichwortsammlung:

  • klaren Pfad zur Steigerung von CO2-Preis vorgeben (Planbarkeit für Unternehmen wichtig)
  • CO2 Preis muss eine Höhe erreichen die beispielsweise durch eine Kompensation „echte Kompensationsprojekte“ finanzieren können und v.a. hin zur Vermeidung von CO2 Emissionen führt (weil der Preis hoch genug ist!)

Unbürokratische, nicht-rückzahlbare Unterstützung für ein bedingungsloses Auskommen aller von Armut Betroffenen

Bedingungsloses Grundeinkommen: Eine deutliche  Arbeitszeit-Verkürzung kombiniert mit einem bedingungslosen Grundeinkommen (verstanden als faire Teilhabe an der gesamt-gesellschaftlichen Weiterentwicklung – an der dann eben wirklich ALLE Interesse haben müssten)  schaffen hier völlig neue Spielregeln zum selbstverantwortlichen Gestalten eines gelungen Lebens.
Mehr auf Grundeinkommen.at

  • Ko-Finanzierung der Maßnahmen durch Wohlhabende, Finanzsektor und internationale Konzerne

An der Verfügbarkeit von Geld scheitert es nicht – wie die Krise 2008 und Corona-Krise 2020 beweisen. Das Problem sind die in „Normalzeiten“ gesetzten Prioritäten und Mechanismen zur Vermögensverteilung.

Wir alle kennen jene, die mit einem Bruchteil ihres Vermögens auch noch ein gutes Auskommen haben würden. Anstatt diese Ansammlung von Vermögen für einen Wandel in Richtung eines Guten Lebens zu nutzen, erlauben wir Steueroasen, Gewinnschöpfung auf Rücken von Lebensqualität der ArbeiterInnen, Aktiengesellschaften, Hochfrequenztransaktionen …

Hier muss ein grundlegendes Umdenken stattfinden.

  • Ausbau Erneuerbarer Energien statt fossiler Brennstoffe
    • In Analogie zu den Klimazielen oben und dem notwenigen Monitoring muss auch bei der Energiewende ein klarer Zielpfad eingehalten werden. In der Regel ist dies mit positiven Beschäftigungseffekten verbunden und bringt sogar sinnvolles Wachstum in manchen Branchen (während andere – „die Fossilen“ – eben schrumpfen und verschwinden werden müssen)
    • Ziel 100% Ökostrom
    • ACHTUNG: Vor allem auf die Begrenztheit von Biomasse (und der damit zusammenhängenden Artenvielfalt) muss Rücksicht genommen werden. Biomasse ist zwar nachwachsend, aber nicht unendlich! -> darum müssen wir unseren Naturverbrauch messen!
  • Kohlenstoffarme Kreislaufwirtschaft inkl. Abbau klimaschädlicher Subventionen wie im Klimavolksbegehren skizziert
    https://klimavolksbegehren.at/forderungen
  • Regionalisierung

Gemeinsames Optimum statt einsames Maximum

Sicher ist: Ein subsistentes – geradezu „super-resilientes“ – Leben vom „eigenen Acker“ ist für sieben Milliarden Menschen auf einer begrenzten Erde leider unmöglich. Einfache, zweifelsohne nachhaltige Lebensstile, etwa jene der Yanomami-Indianer im Amazonas, beanspruchen mit ihrem Wanderfeldbau hunderte von Quadratkilometern – das sind Reviere so groß wie jene von Tiger, Bär oder Adler. Diese „Reviere“ stehen für die Menschheit als Ganzes aber nicht zur Verfügung. Der naturfreundliche Lebensstil der Indigenen, seit Tausenden von Jahren bewährt, ist also nicht global verallgemeinerbar. Auch der eigene Bio-Garten, oder gar „Bauernhof“ ist eine verlockende Vision für viel ökologisch Engagierte, aber die Erde ist nicht annähernd groß genug für dieses Privileg. 

„Small“ ist eben nicht unter allen Umständen „beautiful“. So wie es eine „Economy of Scale“ gibt, gibt es auch eine „Ecology of Scale“, freilich viel schwieriger zu messen. 

So kann eine große Windturbine wesentlich effizienter sein als 100 kleine, gleicher Gesamtleistung. Und ein gigantisches Solarkraftwerk in der Sahara ist sicher effizienter als eigene PV-Paneele am Dach. Doch bei den Großtechnologien besteht die Abhängigkeit von großen Investoren, von komplexer Transport-Infrastruktur und der Unsicherheitsfaktor politischer Streitigkeiten. Die PV-Paneele am eigenen Dach erzeugen – einmal montiert- neben Strom auch Unabhängigkeit. Allerdings – die Erzeugung von PV-Paneelen oder gar die Herstellung der für moderne Kommunikation notwendigen Computer und Mikro-Chips im regionalen Umfeld wird wohl Utopie bleiben.

Irgendwo zwischen regionaler Selbstständigkeit, technischer Effizienz, Erneuerbarkeit und Genügsamkeit liegt das Optimum, das es zu finden gilt.

Nachhaltige Lebensmittelproduktion und Ernährung – Umbau zu ökologischer Landwirtschaft

Das Angebot muss dermaßen gestaltet werden, dass sich der Schutz des Ökosystems und eine möglichst hohe Produktivität in der Landwirtschaft vereinen lassen. In Sachen Flächenverbrauch sollte der Trend damit eindeutig in Richtung mehr pflanzlicher und weniger tierischer Produkte gehen.

Weitere Stichwörter: Fleischsteuer, 100% Bio-Lebensmittel + Verbesserung der Biokriterien

Fördern von Biodiversität, Wiederaufforstung mit klimafitten, naturnahen Wäldern

Nicht nur gerodete Flächen, sondern vor allem verbaute oder versiegelte Flächen müssen wieder in Wälder verwandelt werden.

Ökologisierung Wohnbau inkl. Gebäudesanierung & Ökologisierung Mobilität inkl. Verkehrsinfrastruktur

(Bahn, Bus, E-Bus, Rad, fußfreundliche Wegenetze) 

  • Ausbau des Öffentlichen Verkehrs
  • (z.B.: Verdopplung oder Verdreifachung des Öffentlichen Verkehrs durch Restriktionen beim Individualverkehr; Am Personenverkehr, der insgesamt am Energieverbrauch über 70% ausmacht (ohne Flug), macht der Öffentliche Verkehr (inkl. 2 Räder) nur 9 % aus.)

Eine flächendeckende transformative Bildung

…als Grundlage für einen gesunden, ressourcenleichten Lebensstil, individuell und institutionell.

Weitere wichtige Maßnahmen

…in Ergänzung zu den Forderungen aus dem Appell:

  • vollständige Rücknahmeverpflichtung für Hersteller (für Geräte und Verpackungen!) Dies löst auch sofort das „Plastik-Problem“
  • Schutz der Biodiversität und Sicherung der bioproduktiven Flächen durch strenge Auflagen für vermeidbare Bauprojekte
  • neue Lehrpläne: statt „mehr haben“ kann das „bessere Leben“ gelehrt werden;
  • Aufnahme des Ökologischen Fußabdrucks in Lehrpläne und in die PädagogInnen-Ausbildung

Vorbildhaftes Handeln muss auch von der Politik ausgehen:

Ganz konkret kann sofort damit begonnen werden, den Footprint im gesamten Verwaltungsbereich zu verbessern.

  • Sanierung aller Büro-, Schulgebäude und Gemeindeämter
  • Umstellen aller öffentlichen Einrichtungen auf 100% Ökostrom (UZ46)
  • Catering und Schulkantinen auf der Basis gesunder Ernährung, mit kleinem Footprint und 100%  biologisch aus Österreich,
  • Dienstwagenflotte elektrifizieren
  • Verpflichtung von Nutzung des Öffentlichen Verkehrs bei Dienstreisen wenn möglich

Diese und viel mehr der aktuell und seit Jahrzehnten vorgeschlagenen Maßnahmen werden sowohl den Klimazielen als auch dem Ende des Overshoots zu Gute kommen.
Beides ist notwendig, beides ist möglich und wird die Lebensqualität der allermeisten Menschen sogar erhöhen. Allerdings erfordert dieses „Gute Leben mit kleinem Fußabdruck“ massive Änderungen, sowohl im Konsumverhalten der Menschen als auch in der Produktion von Gütern und Nahrung.

Je früher mit dem Verschieben des Overshoot Days begonnen wird und je mehr Menschen dabei mitmachen, desto größer ist die Chance auf eine friedliche Transition.

Die so unerwarteten und raschen Veränderungen durch die Corona-Krise haben bei aller Tragik der Einzelfälle der Gesellschaft als Ganzes eine mögliche Starthilfe verschafft. Dies gilt es jetzt zu nutzen!