Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend große Ausmaße angenommen hat.
Bertolt Brecht (1898-1956), dt. Dramatiker u. Dichter
Wieviel ist genug?
Am Fluß sitzen Indianer und fischen. Da kommt ein weißer Mann zu ihnen. Die Indianer grüßen, doch der Mann verlangt nur unfreundlich: „Verschwindet! Der Fluss gehört mir!“ Die Indianer schauen sich ungläubig an und beginnen leise zu kichern. Der Mann wird ungeduldig. „Ich hab den Fluß gekauft, er gehört mir! Jetzt verschwindet endlich!“ Die Indianer verfallen in schallendes Gelächter. „Gekauft! …Haha …“ „Ganz richtig, um gutes Geld gekauft. Und jetzt gehört er mir!“ „Gut, dann nimm ihn dir doch mit.“
Über Jahrhunderte galt als verbrieft, dass es nur darum geht, den steten Zuwachs von Reichtum vernünftig und gerecht aufzuteilen.
Nicht nur ist steter Zuwachs zu hinterfragen, auch das gerechte Aufteilen hat nicht ganz geklappt.
Die Politik hat durch die neoliberale Marktwirtschaft erlaubt, dass der Bock zum Gärtner wird. Die Welt wird stets „reicher“ an Geld, aber allerorten fehlt es am Notwendigsten. Bildungs- und Gesundheitssysteme werden krankgespart, die Pensionen sind nicht gesichert, von einem Nord-Süd Ausgleich kann keine Rede sein.
Lächerliche 70 Millarden Dollar machen die OECD Länder zur Unterstützung der Ärmsten locker. Allein die knapp 600 Milliardäre verdienen jährlich etwa 400 Milliarden Dollar dazu. Meist steuerfrei.
Von dem gesamten Welt-Vermögen von 110 Billionen Dollar entfallen mehr als ein Viertel auf die Millionäre und Milliardäre, die nur 0,12 % der Weltbevölkerung ausmachen. Auch der Rest ist alles andere als gleichmäßig verteilt! Aber Besitz als heiliger Gral des Kapitalismus und als Tabu unserer Gesellschaft wird nicht angesprochen. Kritik an Besitz wird sofort als kommunistische Attacke abgewiesen, interessanterweise umso vehementer, je kleiner der jeweilige Besitz ist, den es zu verteidigen gibt. Damit stützen die Vielen, die wenig haben, aber das behalten wollen, ein ungerechtes System, das Wenigen unverschämt viel zuschanzt.
Besitz in dem Umfang, wie ihn jede LeserIn dieser Site jemals haben wird können, steht überhaupt nicht zur Debatte. Besitz hat Berechtigung. Die Abschaffung von jeglichem Besitz ist in der Geschichte mehrfach gescheitert.
Menschen sind verschieden, haben verschiedene Interessen und verschiedene Ansprüche. Menschen wollen sich unterscheiden. Der Drang, uns abzuheben, uns gegen die Mitwesen in unserem Clan zu profilieren, gilt vielen Anthropologen als die natürlichste Erklärung von Fortschritt. Aber Besitz muss auch Grenzen haben. Gemeingut, Global Commons, Global Heritage (z.B. die Genetischen Informationen in allen Lebewesen) kann nie besessen werden.
Besitz muss durch Bedürfnisse gerechtfertigt sein. Das Bedürfnis nach sauberem Wasser, genug zu essen, einem warmen Heim, guter Ausbildung und der Freiheit von Angst ist zweifellos berechtigt. Koste es was es wolle! Wie berechtigt das Bedürfnis nach einem Swimmingpool ist, darüber kann man schon trefflich streiten. Aber wer kann erklären, welches menschliche Bedürfnis den Besitz von 1.000 Milliarden Dollar rechtfertigen soll? Solch ein Besitz ist durch nichts zu legitimisieren!
Eine denkbare Größenordnung für maximalen persönlichen Besitz wäre etwa das zehnfache eines durchschnittlichen Lebenseinkommens. Das wären in Österreich etwa 10 Millionen Euro.
Das Geld der Superreichen vermehrt sich schneller als die Vogelgrippe auf einer Entenfarm.
Eine Lösung für diese Ungerechtigkeit erfordert ein faires Wirtschaftsystem, das solch irreale Anhäufungen gar nicht entstehen läßt. Bis dahin kann eine kräftige Abschöpfung ein wenig Ausgleich schaffen. Unterstützung dafür kommt von unerwarteten Seiten.