Der heutige „Standard“ kann nur solange aufrechterhalten werden, solange ihn die meisten nicht haben.

Franz Nuscheler, Univ.Prof. Duisburg

Leben über die Verhältnisse

Beim Umgang mit Geld sind wir gewohnt, auf die vorhandene Menge zu achten. Nicht so beim Umgang mit der Natur. Wenn man mehr Geld ausgibt, als man zur Verfügung hat, dann verschuldet man sich. Ob Taschengeld oder Staatshaushalt, das hat Konsequenzen. Man gerät in Schulden, es droht Konkurs, Bankrott, das Aus.

Man sollte eben nicht mehr ausgeben, als man hat, auch wenn es leicht geht, für einige Zeit zumindest. Aber nie funktioniert das für immer. Das haben die Meisten verstanden.

In unserer Welt sind Natur, Rohstoffe und Senken sogar begrenzter als Geld. Diese ökologische Begrenzung ist. anders als Schulden bei einer Bank, nicht verhandelbar. Rohstoffe können nicht gedruckt werden, wie Geldscheine.

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Industriestaaten dramatisch ökologisch verschuldet. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt. Ein Konkurs wäre überfällig, aber wir plündern lieber weiterhin die Vorräte von jenen, die noch nicht so viel verbraucht haben. Die Konsum-Länder bestehlen damit nicht nur die sogenannte „dritte Welt“. sie bestehlen damit auch ihre eigenen Kinder und Enkelkinder. 

Um wieder innerhalb des Erträglichen zu wirtschaften, müssen wir unseren ökologischen Fußabdruck (die Summe der Auswirkungen unserer Konsum- und Lebensentscheidungen) reduzieren. In Österreich von derzeit durchschnittlich 60.000 m² auf unter 15.000 m² in der Mitte dieses Jahrhunderts. 

Tun wir das nicht, leben wir auf Kosten anderer Menschen, vornämlich jener in den Entwicklungsländern, und nehmen ihnen die prinzipielle Möglichkeit einer ähnlich hohen Lebensqualität (Mobilität, Konsum, Energie etc.). Es gilt diese globale Herausforderung anzunehmen.

Global Denken und Handeln

Unsere Freiheit, einen be­lie­bi­gen Lebensstil zu wählen, endet dort, wo durch un­se­ren Lebenstil die Chancen anderer auf ein Leben in Menschenwürde ein­ge­schränkt wird. Diese ein­fache Maxime leitet sich von einer global gedachten Ethik ab.