Wenn geschrieben wird: „Es lebe der Fortschritt!“ – frage stets: „Fortschritt wessen?“
Stanislaw Jerzy Lec (1909-66), polnischer Schriftsteller
Die enorme Ungerechtigkeit ist aus menschlicher Perspektive tragisch. Dazu kommt aber noch die historisch einmalige Situation: Das Ökosystem Erde ist an seine absoluten Grenzen gestoßen. Und das bedeutet, dass anders als vor 50 Jahren erträumt, der Rückstand der „Entwicklungsländer“ mit klassischem Wachstum eben nicht aufzuholen ist. Das „Spielfeld Erde“ hat einen Rand! Und nur eine begrenzte Anzahl von Feldern, im doppelten Sinn.
Aber das Überlebensspiel auf der Erde ist kein Brettspiel, wie Monopoly oder Schach, bei dem es am Ende immer Verlierer UND Gewinner geben wird. Es ist ein Spiel, indem alle gewinnen, oder alle das Spielziel eben nicht erreichen werden. Und das Spielziel ist nicht mehr und nicht weniger als das Überleben.
Doch viele Wirtschaftsbosse und Staatslenker glauben noch immer, ein Spiel mit Gewinnern und Verlieren zu spielen. Die Habenden auf Kosten der Habenichtse, die UnternehmerInnen auf Kosten der ArbeiterInnen, alle zusammen auf Kosten der Natur.
Und wie beim Schach trösten sich die Verlierenden noch immer damit, daß sie beim nächsten Spiel eine neue Chance bekommen. Die Erste Welt ist in den letzten Jahrhunderten „gut“ damit gefahren, auf Kosten der sogenannten Dritten Welt zu leben, und auf Kosten der Natur. Nun beginnt die Dritte Welt sich zu emanzipieren, hofft auf ihre Chance. Doch die bereits Habenden wollen nichts hergeben, und so geht die Entwicklung wieder, und mehr als je zuvor auf Kosten der Natur! Aber wenn die Natur der endgültige Verlierer ist, wird keiner gut leben können! Nach einem Schachmatt der Natur haben wir keine zweite Chance, die Figuren neu aufzustellen!
Aber jetzt haben wird die Chance. Der Auftrag ergeht an uns selbst, an die Politik und an die Wirtschaft in unseren Ländern:
- Sichern wir ein menschenwürdiges Auskommen für alle,
- reduzieren wir unseren ökologischen Fußabdruck auf ein Drittel,
- handeln wir fair,
- erteilen wir der Wachstumspolitik ein Abfuhr,
- teilen wir die Arbeit gerechter auf,
- steigen wir auf erneuerbare Energien um,
- geben wir Minderheiten eine Chance,
- fördern wir Vielfalt.
Fortschritt für die, die es am Nötigsten haben.
Gut gemeint
Das entscheidende Kriterium für Fortschritt ist nicht die Frage, ob er mehr zum Überfluß der Habenden beitragen kann, sondern ob der Fortschritt genug für jene bereitstellen kann, die noch zu wenig haben.
Franklin D. Roosevelt, US Präsident, 1937
Fast 70 Jahre später verhungern und verdursten weltwelt jährlich noch immer viele Millionen Kinder. In den USA selbst gab es im Jahr 2005 zwölf Millionen Kinder ohne Sozialversicherung! Es lebe der Fortschritt!