Gerechtigkeit ist das Verständnis, das aus der andauernden Anstrengung entsteht, Ungerechtigkeit zu überwinden.

Wolfgang Sachs

Kann eine Welt je gerecht sein, wenn es immer Gesunde und Kranke, weniger Gebildete und mehr Gebildete, Reiche und Arme geben wird? Die Welt könnte um vieles gerechter werden, wenn

  • alle Kranken die gleiche Chance hätten, gesund zu werden,
  • alle Ungebildeten die gleiche Chance auf Bildung hätten und
  • alle Armen die gleiche Chance auf Wohlstand.

Der eigentliche Sinn von Gerechtigkeit könnte so beschrieben werden: Insbesondere die Schwächeren sollen gegen Regellosigkeit, gegen Gewalt geschützt werden. Bei Gerechtigkeit geht es um soziale Verbindlichkeiten, um Rechte, die zu erfüllen eine andere die Pflicht hat.

Der moralische Anspruch nach „Gerechtigkeit“ verlangt nicht die Zuständigkeit für das „Glück der Welt“. Aber sie verlangt Änderungsbereitschaft bei uns selbst, um nicht andere ins Unglück zu stürzen. Eine gerechtere Welt braucht ein ethisches Verständnis, dass die Milderung der ungerechten Weltverhältnisse anstrebt, aber dabei nicht dazu neigt, den anderen Vorzuschreiben, was sie zu tun hätten. Wir sollten es uns selbst sagen.

Globale Verantwortung verlangt nicht vordringlich das Handeln an anderen, sondern das Handeln an uns selbst. Für Staaten und Wirtschaftsräume noch mehr als für jede einzelne.

Die meisten Initiativen, die heute im Namen größerer Gerechtigkeit gestartet werden, sei es Armutsbekämpfung, AIDS-Hilfe oder Vergabe von Krediten versuchen die Menschen oder die Strukturen in den schwächeren Ländern zu verändern, bis hin zur Invasion. Im Vordergrund steht dabei die Armen zu verändern und zu belehren und selten genug die Reichen in die Schranken zu weisen.

Immanuel Kant hat nicht nur universelle Rechte postuliert, sondern wagte auch, universelle Pflichten einzufordern. Wenn alle ihre Freiheit genießen wollen, so ist die Freiheit des einen die Grenze für die Freiheit des anderen.

In einer Kant`schen Perspektive lässt sich daher globale Ungerechtigkeit wie folgt definieren: Politische und wirtschaftliche Institutionen sind ungerecht, wenn sie auf Prinzipien gründen, die nicht von allen Nationen übernommen werden könnten, weil sie den Freiheitsraum anderer Nationen beschneiden.

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Menschenrechte

Es wird solange keinen Frieden auf diesem Planeten geben, solange irgendwo auf der Welt die Menschenrechte mit Füßen getreten werden

René Cassin

René Cassin war 1968 Frie­dens­nobel­preis­träger und Mitgestalter der Charta der Allgemeinen Menschen­rechte.

Beispiel unfairer Energieverbrauch

Der weltweite Verbrauch von Energierohstoffen ist alles andere als fair verteilt. Eine EinwohnerIn der USA verbraucht 300 Mal mehr Energie als eine Bewoh­nerIn Afganistans oder 100 Mal mehr als eine Bewoh­nerIn des afrikanischen Staates Mali.
Eine durchschnittliche Ein­wohnerIn der USA ver­braucht ca. 14 Mal mehr Energie als einer Bewoh­nerIn Afrikas zur Verfügung steht. Eine ÖsterreicherIn ver­braucht im Schnitt noch das 6fache einer Afri­ka­nerIn. Aber auch im be­völ­ke­rungs­reichsten Land der Erde in China steht einem Menschen nur ein Fünftel der Energie einer Öster­reicherIn zur Verfügung.  

So entfallen auf die Ent­wick­lungs- und Schwel­len­länder mit einem Be­völ­kerungs­anteil von fast 80% nur gut 40% des Kohleverbrauches, ein Drittel des Erdölverbrauches und lediglich 13% des Erdgasverbrauches der Welt.

Dem gegenüber ver­brau­chen die OECD-Länder mit einem Bevölkerungsanteil von lediglich 17% etwa 60% des Erdöls und die Hälfte des Erdgases sowie über 40% der Kohle.